BIBEL MUSEUM BAYERN

vielfältig modern lebensnah

Eröffnung neuer Sonderausstellung TOD UND VERDERBEN am 27.06.24

Mit Einblicken in die Ausstellungskonzeption und interessanten Details zu den ausgestellten Objekten eröffnete das Bibelmuseum am 27.06.24 seine neue Sonderausstellung "TOD UND VERDERBEN. Apokalyptische Reiter in Nürnberg - Darstellungen in seltenen Drucken aus drei Jahrhunderten".

Ausstellungskuratorin Claudia Knörle und Prof. Dr. Stefan Ark Nitsche im Gespräch über die Darstellung der apokalyptischen Reiter von Albrecht Dürer.

Neue Sonderausstellung im BIBEL MUSEUM BAYERN

TOD UND VERDERBEN. Apokalyptische Reiter in Nürnberg – Darstellungen in seltenen Drucken aus drei Jahrhunderten

28.06. bis 28.07.2024

 

Inspiriert durch die Uraufführung von Hillers Apokalypse beim Musikfest ION (27. Juni bis 7. Juli 2024) befasst sich das Bibelmuseum in seiner neuen Sonderausstellung ebenfalls mit einem Motiv der Apokalypse: den Tod und Verderben bringenden vier Reitern der Apokalypse.

Am Freitag, den 28.06.2024, eröffnet das BIBEL MUSEUM BAYERN die Ausstellung „TOD UND VERDERBEN. Apokalyptische Reiter in Nürnberg – Darstellungen in seltenen Drucken aus drei Jahrhunderten“.

Die Ausstellung zeigt Darstellungen der apokalyptischen Reiter in seltenen Bibeldrucken aus der eigenen Sammlung aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert. Als Highlight zu sehen ist außerdem ein Originaldruck von Albrecht Dürers Holzschnitt „Die apokalyptischen Reiter“ von 1511.

Zu sehen ist die Ausstellung bis 28.07.2024.

 

Kuratorenführung zur Ausstellung: 03.07. 2024 und 24.07.2024, jeweils um 17 Uhr

Öffentliche Führungen:

Alle öffentlichen Mittags- (immer mittwochs, 12 Uhr) und Feierabendführungen (immer freitags, 16 Uhr) während der Dauer der Ausstellung befassen sich mit der Sonderausstellung.

 

Eröffnung am 27.06.2024

Zunächst begrüßt Astrid Seichter die Anwesenden und stellt das Ausstellungsteam kurz vor:

Dr. des. Claudia Knörle, wissenschaftliche Sammlungsleiterin des BMB, ist die Ausstellungskuratorin und war im Rahmen dessen zuständig für das inhaltliche Konzept, die Ausstellungstexte sowie die Auswahl der Objekte.

Prof. Dr. Stefan Ark Nitsche, Regionalbischof i.R. und Vorstandsvorsitzender des Bibelzentrums Bayern (Trägerverein des Bibelmuseums), brachte seiner theologischen Expertise in die Ausstellung ein und beleuchtet in der Ausstellung die Bedeutung und den Entstehungskontext der Offenbarung des Johannes, aus der das Motiv der Apokalyptischen Reiter stammt.

Antonie Bassing-Kontopidis, Assistenz der Leitung und Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, war für die Redaktion der Ausstellungstexte und -produktion zuständig.

Sie selbst, die Leitung des Bibelmuseums, brachte Ideen wie die Mitmachstation ein.

Es folgt eine Einführung in die Ausstellung von Frau Knörle und Herrn Nitsche.

Dr. des. Claudia Knörle zu den Ausstellungsobjekten und ihrer Bedeutung

Die vier Reiter sind das wohl bekannteste Motiv der Apokalypse. Wenn man sich deren Darstellungstradition in der Kunstgeschichte ansieht, wird man an einem Namen nicht vorbeikommen: Albrecht Dürer. Dieses und andere Motive der Apokalypse machten ihn als 27-Jährigen auch über die Stadtgrenzen Nürnbergs hinaus bekannt, weswegen er und seine Neuinterpretation des Motivs der apokalyptischen Reiter auch Dreh- und Angelpunkt der Ausstellung sind.

Am Anfang der Ausstellung steht chronologisch die Koberger-Bibel, die von Dürers Patenonkel Anton Koberger verlegt wurde. Die Darstellungen darin sah er bereits als Teenager und gelten in der Forschung als wichtige Inspirationsquelle für sein späteres Schaffen. Der ausgestellte Druck ist in einem Band mit seinen wichtigsten Holzschnitten enthalten und übrigens das einzige Werk dieser Art, das bis zum Künstler selbst zurück verfolgbar ist und den er möglicherweise selbst in Händen hielt. Dürer selbst hatte diesen im Selbstverlag herausgegeben und 1513 an Georg Beheim, den Propst von St. Lorenz, verschenkt. Das Landeskirchliche Archiv ermöglicht es uns, diesen originalen Dürer-Druck auszustellen.

Die Neuinterpretation des Motivs der apokalyptischen Reiter war derart innovativ und einprägsam, dass sich auch Illustratoren des 16. und 17. Jahrhunderts daran orientierten: Bis hin zum in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges arbeitenden Matthäus Merian d. Ä. ist Dürers Art, die galoppierende Kavalkade (Reitergruppe) darzustellen, maßgeblich. Merian wurde durch seine detaillierten Landkarten bekannt, war aber auch einer der wichtigsten Buch- und Bibelillustratoren des 17. Jahrhunderts.

Trotz der kleinen Größe der Ausstellung können wir Meilensteine des Motivs der apokalyptischen Reiter aus drei Jahrhunderten zeigen mit nicht wenigen Bezügen nach Nürnberg.

 

Prof. Dr. Stefan Ark Nitsche

Die Apokalypse ist ganz großes Buchstabenkino. Sie war Inspiration für viele Künstler durch zwei Jahrtausende bis in unsere Blockbusterzeit hinein. In sieben Visionsreihen erzählt Johannes von Patmos er in wortgewaltigen Bildern vom Ende der Welt – und zeigt seinen Zeitgenossen damit, welche Mächte hinter den Kulissen der eigenen Zeit und der Weltgeschichte tatsächlich um die Oberhand kämpfen.

Die Offenbarung – oder wörtlich: Enthüllung des Sehers Johannes – wurde für die christliche Minderheit in der römischen Provinz Asia (heute die Westküste der Türkei) Ende des ersten oder Anfang des zweiten Jahrhunderts unserer Zeit geschrieben. Das den gesamten Mittelmeerraum umfassende römische Reich bot unter seinem Dach für alle Kulturen und Religionen dieses geographischen Raums Platz, wenn diese die alles überwölbende römische Staatsmacht und die den Kaiser als oberster Priester, der wiederum zunehmend stärker als Gottheit verehrt wurde akzeptierten.

Für alle im Reich war ein Loyalitätsbeweis gegenüber dem gottgleichen Herrschers Pflicht.

Für eine Minderheit war eine rote Linie überschritten: Die christlichen Gemeinden mussten Wege finden, mit dem steigenden Druck zum Loyalitätsbeweis umzugehen, ohne ihre eigene Überzeugung zu verraten, dass es nur einen Gott gibt, den Vater des Christus (Messias=Gesalbten) Jesus. Wie würde das ausgehen?

In dieser Situation schreibt Johannes seine Apokalypse – stellvertretend für alle – an sieben dieser Gemeinden, deren jeweilige Drucksituation er offenbar gut kennt. Er hat dabei über 22 Kapitel nichts anderes im Sinn, als gegen die aufkommende Angst vor einer bedrohlichen Zukunft anzuschreiben, Trost zu spenden und eine Basis für aufkeimende Hoffnung zu beschreiben.

Dazwischen blitzen wie Sonnenstrahlen aus Gewitterwolken kleine Szenen auf, in denen das Ziel der Geschichte aufscheint: Nicht Gewalt und Tod, sondern die Gerechtigkeit wird das letzte Wort haben und die Barmherzigkeit; das Abwischen der Tränen, Heilung für alle Völker und neues Leben.

 

Kontakt
Antonie Bassing-Kontopidis, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit,
BIBEL MUSEUM BAYERN, Lorenzer Platz 10, 90402 Nürnberg,
Tel.: +49 (0)911 477789-416, presse@bibelmuseum.bayern                                                                                14.05.2024