BIBEL MUSEUM BAYERN

vielfältig modern lebensnah

Von Dürer bis Metallica - Neue Sonderausstellung des BMB

Was haben Albrecht Dürer und die Heavy-Metal-Band Metallica gemeinsam haben? Beide wurden von der Offenbarung des Johannes, genauer gesagt dem Motiv der apokalyptischen Reiter inspiriert. Sie waren auch Inspiration für die neue Sonderausstellung "TOD UND VERDERBEN. Apokalyptische Reiter in Nürnberg" des Bibel Museum Bayern. Mehr dazu erfahren Sie hier.

Claudia Knörle, Ausstellungskuratorin, und Prof. Dr. Stefan Ark Nitsche im Gespräch über das Werk von Albrecht Dürer in der Vitrine.

Von Dürer bis Metallica

Die vier Reiter der Apokalypse in einer neuen Ausstellung im BIBEL MUSEUMB BAYERN

 

„The Horsemen are drawing nearer…” (die Reiter kommen näher), singt James Hatfield im Song „The Four Horsemen“ von 1983, begleitet von schnellen Gitarren-Riffs. Die amerikanische Heavy-Metal-Band Metallica ist ein prominentes Beispiel für die Verarbeitung des biblischen Motivs der vier apokalyptischen Reiter. Bis heute gibt es zahlreiche Anklänge an die vier Reiter, z.B. bei den geflügelten Thestrale bei Harry Potter, die Daniel Radcliff in einem Interview mit den Pferden der apokalyptischen Reiter vergleicht, oder die Nasgûl, die schwarzen Reiter oder Ringgeister, in Tolkiens ‚Der Herr der Ringe‘. Sie alle stehen in langer Tradition von Künstlern, die durch die Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch der Bibel, auch Apokalypse genannt, inspiriert wurden, genauer gesagt vom Motiv der vier Reiter, die Tod und Verderben bringen. Eine der jüngsten Beispiele ist die musikalische Interpretation Willfried Hillers in seinem Stück „Apokalypse – eine Enthüllung“, die am 02. Juli 2024 beim Musikfest ION uraufgeführt wird/wurde.

Letztere war Inspiration für das BIBEL MUSEUM BAYERN, eine kleine Sonderausstellung zu zeigen mit dem Titel „TOD UND VERDERBEN. Apokalyptische Reiter in Nürnberg“, die am 27.06. offiziell eröffnet wurde und seit dem 28.06. zu sehen ist. In der Ausstellung zeigt das Bibelmuseum Darstellungen der apokalyptischen Reiter in seltenen Bibeldrucken aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert, die aus der eigenen Sammlung stammen. Besonderes Highlight ist ein Original-Druck von Albrecht Dürers Holzschnitt „die apokalyptischen Reiter“, eine Leihgabe des Landeskirchlichen Archivs der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche. Es ist einer von 15 Holzschnitten zur Apokalypse, die der bekannteste Sohn Nürnbergs mit 27 Jahren erschuf. Der Druck von 1511 ist aber auch darüber hinaus etwas ganz Besonderes, wie Claudia Knörle, die Ausstellungskuratorin, vergangenen Donnerstag ausführte: „Der Druck ist in einem Band enthalten, der neben der Apokalypse auch noch Dürers Holzschnitte zum Marienleben und seiner Großen Passion beinhaltet und auf Dürer selbst zurückzuverfolgen ist.“ Der Künstler habe den Band 1511 im Selbstverlag herausgegeben – völlig unüblich für die damalige Zeit – und dieses Exemplar dann 1513 Georg Behaim, dem Probst von St. Lorenz, zum Geschenk gemacht. Das ist einer Widmung im Buchdeckel zu entnehmen. „Es ist anzunehmen, dass Albrecht Dürer dieses Buch einmal selbst in Händen hielt“, fügte die Ausstellungskuratorin hinzu.

Inspiration für Albrecht Dürer war wahrscheinlich die Darstellung der sogenannten Koberger-Bibel, die sein Patenonkel Anton Koberger in seiner Nürnberger Druckwerkstatt anfertigen ließ. Dürers spätere Neuinterpretation des Bildmotivs der Apokalyptischen Reiter war so herausragend, dass sie großen Einfluss auf viele Künstler der nachfolgenden Jahrhunderte hatte, wie sich an den in der Ausstellung gezeigten Werken nachvollziehen lässt.

Prof. Dr. Stefan Ark Nitsche, der an der Ausstellung mitgearbeitet hat und das Libretto für Hillers ‚Apokalypse – Eine Enthüllung‘ lieferte, schwärmt, dass Dürer nicht nur mit seinen apokalyptischen Reitern neue Maßstäbe setzte, sondern auch mit seiner künstlerischen Interpretation des himmlischen Jerusalems, die er als Idealstadt des Humanismus im Hier und Jetzt des 15./16. Jahrhunderts neu erdachte. Damit knüpfe Albrecht Dürer eng an die eigentliche Botschaft der Offenbarung an, die Johannes um 100 n. Chr. in einer politisch-religiösen Drohkulisse im Römischen Reich an christliche Gemeinden im kleinasiatischen Raum richtete. Es sei die Botschaft, dass nicht nur am Ende der Zeit, sondern auch im gegenwärtigen Leben nicht Gewalt oder Tod, sondern Gerechtigkeit und Barmherzigkeit am Ende das letzte Wort haben werden. Die Apokalypse sei also nicht nur bedrohliche Endzeitvision, sondern auch Trostbotschaft.

Wer den Original-Druck von Albrecht Dürer sowie die seltenen Drucke hautnah erleben möchte, der kann die Ausstellung bis 28.07.2024 im BIBEL MUSEUM BAYERN ansehen. Wer etwas Zeit mitbringt, kann moderne Kopien der ausgestellten Drucke eigenhändig kolorieren und im Museum aufhängen. Die Sonderausstellung ist im regulären Eintritt enthalten.

 

Kontakt:
Antonie Bassing-Kontopidis, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit,
BIBEL MUSEUM BAYERN, Lorenzer Platz 10, 90402 Nürnberg,
Tel.: +49 (0)911 477789-416, presse@bibelmuseum.bayern